HISTORISCHES
Der Obelisk ist ein Denkmal für den an dieser Stelle herausgetretenen
ehemaligen Kasperlbach. Dieser trieb zwei Mühlen, die Kasperlmühle
und die Weiglmühle. Auf Empfehlung des Max von Pettenkofer entschloss
sich der Stadtrat von München 1879 zum Bau der ersten Quellfassung
im Mangfalltal.
Im Jahr 1880 legen die Triebwerksbesitzer an der Mangfall
Einspruch gegen die Ableitung des Mangfallwassers ein. Mit hauchdünner
Mehrheit beschließt der Magistrat der Stadt München
nach einem positiven Gerichtsbescheid im Jahr 1880 den Bau einer
Wasserversorgung an der Mangfall. Im selben Jahr begann der
Bau der ersten Quellfassung am Kasperlbach im Mühltal.
Dieser Bach mit einem Wasseraufkommen von 150 sek/l trieb zwei
Mühlen an.
In den darauffolgenden Jahren erfolgte der Bau von fünf
weiteren Quellfassungsstollen. Diese wurden in bergmännischer
Bauweise vom Talgrund des Mühltales aus Richtung Westen
d. h. Richtung Ober- und Mitterdarching gebaut.
Um den gesamten Wasserzufluss der Gletschermoräne des Isargletschers
zu fassen, wurde ein Quersammelstollen mit der Länge von
1200 Metern gebaut. Gleichzeitig wurde der Stollen nach München
fertiggestellt. Bereits 1883 konnte das erste Wasser
zur Trinkwasserversorung und zu Wasserspielen nach München
fließen.
1883 Bau der Gotzinger Hangquellen am Taubenberg. Unterhalb
der Ortschaft Gotzing vom aufstrebenden Industrieort Thalham
aus baute man 6 Stollen in bergmännischer Weise in den
Berg.
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Die Baugeschichte der Münchner Wasserversorgung:
1880 Baubeginn am Kasperlbach
1883 Bau der sechs Stollen vom Mühlthaler Hang
Richtung Mitterdarching
1883 fließt das erste Wasser nach München
1883 Bau der Gotzinger Hangquellfassung und der sechs
Stollen in den Hang Richtung Taubenberg
1890 Baubeginn der Reisacher Grundwasserfassung
1927 zweite Leitung nach München
1948/49 neue Brunnen in Thalham
Querschnitt eines Sammelstollens: Gemauert wurde er aus wasserdurchlässigem
Tuffstein
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1886 ging auch diese Leitung ans Netz mit einem Aufkommen
von 1200 sek/l. Zu dieser Zeit kaufte die Stadt München
gezielt weiterhin wasserführende Grundstücke am und
auf dem Taubenberg auf und beseitigte stattliche Bauernhöfe.
Um 1890 wurde mit dem Bau des bekannten Reisacher Wasserschlosses
begonnen. Zuerst wurde das Wasser des Kaltenbaches gefasst.
Dann folgte der Bau eines Stollensystems mit einer Länge
von 1800 Metern, das in nur 9 Metern Tiefe im Mündungsbereich
von Mangfall und Schlierach liegt. Die Baumaßnahme musste
vor erzürnten Bauern, die um ihre Existenz fürchteten,
von bayer. Soldaten geschützt werden. Gespeist wird das
Stollensystem bis zum heutigen Tag durch den unterirdischen
Zufluss von Uferfiltrat aus dem Flussbett von Mangfall und
Schlierach.
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1924 - 1927 wurde eine zweite Wasserleitung
von Thalham über die Mühlthaler Fassung nach München
verlegt.
Um 1930 in der Zeit der Weltwirtschaftskrise gelang
es der Stadt München die Papierfabriken Reissach und
Bacherach aufzukaufen.
Diese wurden abgerissen bzw. gesprengt. Die Arbeiter der Reissach
zogen nach Miesbach, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze
zu demonstrieren. Später unter NS-Herrschaft wurde dafür
mancher vor ein Sondergericht gestellt und zum KZ zur "Umerziehung"
verurteilt.
1948 - 1949 wurden neue Brunnen an der Ortschaft Thalham
errichtet. Am Widerstand eines Anliegers scheiterte vorerst
die Errichtung weiterer Brunnen.
Kurz nach Erlass ministerieller Richtwerte 1953 beantragten
die Stadt München die Festsetzung einer Schutzzone. Das
Augenmerk der Stadt München richtete sich nun von den
mittlerweile zumeist schon beseitigten oder mindestens im
städtischen Besitz befindlichen Anwesen in Gotzing auf
die Ortschaft Thalham, in der damals irrigen Meinung, dass
hier das Zentrum des Wassereinzugs sei.
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Thalham, das verschwundene Dorf |
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Fast unvorstellbar: Über 70 Gebäude
in einem blühenden Dorf kamen durch Aufkauf und Zwangsräumung
in den Besitz der Stadt München, um dann dem Erdboden
gleichgemacht zu werden.
Traurige Szenarien begleiteten diese unmenschliche Vorgehensweise,
bei der gewachsene Strukturen vernichtet wurden.
Unterthalham verschwand bis auf das denkmalgeschützte
Herrenmüller-Anwesen völlig von der Bildfläche.
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Auf dem Bild links sieht man die Sprengung des
Breuanwesens, oben rechts die Haustüre der Reisachmühle
im Jahre 1965 vor dem Abbruch.
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Rechts:
Die alte Reisachmühle, die aber schon länger als
Lagerhalle diente. Sie fiel wie das Hauptgebäude, ein
herrschaftliches Anwesen mit Stuckdecke, der Spitzhacke der
Stadt München zum Opfer |
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Oben: Der Abriss des Bierhäusls
Rechts: Eine Postkarte mit dem Motiv des ursprünglichen
Unterthalhams
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