"... "Seit jeher legitimiert" lautet also
jetzt die Aussage der Münchner Stadtwerke, wenn es
um die Wasserentnahme im Mangfalltal geht. Bis vor einem
Jahr hieß es noch, die Wasserrechte seien "unkündbar,
unbeschränkt und unwider-ruflich". Weil Miesbachs
Bürgermeisterin erklärte, solch ein Standpunkt
sei "unmöglich, unannehmbar und unverschämt"
hat sich die Wortwahl der Stadtwerke bemerkenswert versachlicht.
Ob die Wasserentnahme tatsächlich legitim ist, wird
demnächst von Gerichten geklärt.
Zahllose Gerichtsverfahren begleiten die 120 Jahre Münchner
Wasserentnahme im Mangfalltal. Das Bayerische Staatsarchiv
ist für den Verein der Wasserschutzzonengeschädigten
eine Fundgrube geworden für längst erstrittene
Rechte, die auf dem Verwaltungsweg von den zuständigen
Behörden anschließend wieder ignoriert wurden.
Ein Beispiel: Jeder Wassernutzer musste bis 1966 seine Wasserrechte
in das gesetzliche Wasserbuch (vergleichbar dem Grundbuch)
eintragen lassen, andernfalls waren sie erloschen. Das Landratsamt
Miesbach hat die Wasserrechte der Stadt München 1990
in das Wasserbuch eingetragen, versehen mit den schon zitierten
Hinweisen "unkündbar, unbeschränkt und unwiderruflich".
Eine Pressesprecherin, die unsere Vorwürfe, Behörden
würden den Stadtwerken Rückendeckung verschaffen,
als absurde Unterstellung bezeichnet, darf sich Sorgen um
ihre Glaubwürdigkeit machen.
"Vom Verein der Wasserschutzzonengeschädigten
kamen leider keinerlei konstruktive Vorschläge",
schreibt sie ebenso zu unserem Erstaunen. Gebetsmühlenartig
macht der Verein seit Jahren folgende Vorschläge, die
allesamt als nicht konsensfähig abgetan wurden:
1) Verlegung der Darchinger Quellfassung, weg von
der Autobahn und zurück bis oberhalb Darchings.
2) Berücksichtigung neuerer Gutachten und folglich
anderer Verlauf der Schutzzonengrenzen in Gotzing, Thalham,
Wies und Müller am Baum.
3) Aufgabe der Grundwasserfassung Reisach wegen des
hohen Anteils an Mangfallwasser im Trinkwasser. Was die
Münchner Stadtwerke als konsensfähig betrachten,
kann man erahnen, wenn man sich den Dia-Vortrag "Thalham
- das verschwundene Dorf" anschaut.
Ich habe diesen Leserbrief am Aschermittwoch geschrieben,
daher mein Aufruf an die Stadtwerke zur Umkehr und Reue.
Die Pressesprecherin hat ihren Leserbrief wohl an Weiberfasnacht
verfasst."
Hans Gemmer
Schriftführer
Verein der Wasserschutzzonengeschädigten |